Ludwigsburg 09
Vani-Lena-Annalena-Tabea-Analisa-Nelly-Weißers und Mareike

"da simmer dabei, das ist priiiima."
Stefan-Tabea-Analisa-Iris-Fr.Seiffert
Nathan der Weise
G.E.Lessing
( 3. Aufzug, 7. Auftritt)
Nathan der Weise kommt von einer Reise aus Babylon zurück und erfährt, dass sein Haus brannte. Daja, eine christliche Dienerin, berichtet ihm, dass seine Tochter Recha von einem unbekannten Tempelherr, der vom Sultan begnadigt wurde, aus den Flammen gerettet wurde. Recha schwärmt für den Tempelherrn und erzählt ihrem Vater, dass er ihr sichtbarer Engel sei. Nathan möchte sich beim Tempelherr bedanken, jedoch ist er nicht auf zu finden. Doch dann taucht er wieder auf und Recha bittet ihren Vater zu ihm zu gehen. Daja wird zum Tempelherrn geschickt doch er lehnt den Dank trotzig ab. Im 2. Aufzug tritt der Sultan Saladin auf. Er und seine Schwester Sittah spielen Schach. Es stellt sich heraus, dass der Sultan und Sittah Geldsorgen haben. Der Saladin möchte sich Geld beim bekanntlich weisen und wohlhabenden Nathan leihen. Nach einem Schauplatzwechsel findet das Treffen zwischen Nathan und dem Tempelherr statt. Vorerst ist der Tempelherr aufgrund Nathans Religion ihm gegenüber skeptisch und ablehnend. Nathan kann ihn jedoch überzeugen und die beiden werden Freunde. Anschließend wird der Derwisch, ein Diener und Schatzmeister des Sultans, zu Nathan geschickt um ihm mitzuteilen, dass der Sultan ihn kennenlernen möchte. Der Derwisch erzählt Nathan, da die beiden befreundet sind, dass der Sultan Geldsorgen hat. In der Zwischenzeit reden Sittah und der Sultan über Nathan und schmieden einen Plan. Als Nathan zum Sultan kommt, erwartet er, dass der Sultan ihn um Geld bittet. Der Sultan will jedoch lediglich die Meinung des weisen Nathans, bezüglich der großen Religionsfrage hören. Er möchte wissen welche Religion Nathan für die einzig Wahre hält. Ihn interessiert, warum so ein weiser Mann sich für das Judentum entschieden hat und nicht für eine andere Religion. Nathan überlegt, als Saladin nach seiner Schwester schaut. Als er zurück kommt, ist Nathan ein passendes Märchen eingefallen mit dem er den Sultan abspeisen will.
Im 3. Aufzug und dem 7. Auftritt geht es darum, dass der Sultan Saladin die Antwort auf seine vorangehende Frage von Nathan hören möchte. Nathan möchte ihm mit einem kleinen “Geschichtchen“ antworten. Hier verwendet Lessing die Verkleinerung/ Verniedlichung als Stilmittel. Es wirkt auf den Leser aufgrund dessen, als ob das „Geschichtchen“ nur nebensächlich für Nathan wäre und verdrängt die wichtige Bedeutung der Ringparabel, die Lessing für diese Textstelle auswählte. Der Sultan Saladin möchte von Nathans Weisheit profitieren. Er begründet seine Frage damit, dass er, der viel beschäftigte Sultan, noch keine Zeit hatte sich ausgiebig mit dieser Frage auseinander zu setzen und er deswegen den Rat vom weisen Nathan einholen möchte. Er hofft, dass er nach Nathans Antwort einen seiner Titel „Verbesserer der Welt und des Gesetzes“ mit Recht führt (Vers 1900). Der Sultan Saladin kann in den nachfolgenden Zeilen die Geschichte kaum erwarten und fordert Nathan in Vers 1910 auf weiterzuerzählen: “Mach! erzählt, erzähle!“ Der Sultan wird hier von Lessing als wissbegierig und neugierig dargestellt. Dies zeigt Nathans hohes Ansehen in der damaligen Gesellschaft Jerusalems bzw. ebenfalls das hohe Ansehen der Juden. Sogar der Sultan, ein „Muselmann“ mit viel Macht, hält große Stücke auf Nathan den Weisen. Nathan beginnt seine Geschichte zu erzählen. In der Geschichte geht es um einen Mann im Osten, der einen wertvollen Ring aus Opal besaß. Der Ring hatte besondere Kräfte. Der Besitzer ließ ihn nie vom Finger und bestimmte, dass nach seinem Tod sein liebster Sohn den Ring bekäme und dieser ihn dann wiederum an seinen liebsten Sohn vererben solle. Der Besitzer des Rings sei folglich der Fürst des Hauses. Dies ging ein paar Generationen gut, bis der Ring einem Vater mit drei Söhnen gehörte. Seine Söhne waren ihm alle gleich lieb und er wollte keinen der Dreien enttäuschen. Als sein Tod absehbar war, beschloss der Vater von seinem Ring zwei Kopien anfertigen zu lassen, um alle seine drei Söhne glücklich zu machen. Ein Künstler schaffte es, dass man keinen Ring mehr vom Original unterscheiden konnte. Der Vater rief also seine drei Söhne, jeden einzeln zu sich, und gab jedem den väterlichen Segen und einen Ring, anschließend starb er. Die drei Söhne wollten nun alle drei Fürst des Hauses sein, da doch ein jeder einen Ring vom Vater bekommen hatte. Die Ringer wurden untersucht, es wurde gezankt und geklagt, jedoch war der echte Ring nicht von den anderen zu unterscheiden, „Der rechte Ring war nicht erweislich.“. An dieser Stelle unterbrach Nathan sein Geschichtchen. Als er keine Reaktion vom Sultan vermerkt, ergänzt er:“ Fast so unerweislich, als Uns itzt-der rechte Glaube.“. Der Saladin ist ganz überrascht und fragt Nathan ob das die Antwort sei auf seine Frage. Nathan erklärt, dass es ihn entschuldigen soll, dass er sich nicht traut die Ringe, also die Religionen, zu unterscheiden, die der Vater mit der Absicht anfertigen ließ, dass sie nicht zu unterschieden wären. Hier zieht Nathan die Parallele zwischen dem Ring bzw. den Ringen und der bzw. den Religionen. Er behauptet folglich, dass die Religionen alle gleich seien und in keinster Weise zu unterscheiden seien. Mit dieser Antwort lässt sich der mächtige Sultan Saladin jedoch nicht abspeisen. Er fügt an, dass die Religionen sehr wohl zu unterscheiden wären und nur Kleidung, Speis und Trank gleich seien. Nathan erklärt dem Sultan nun seine Ansichten genauer. Er behauptet nun, dass alle Religionen auf mündlich oder schriftlich überlieferter Geschichte basieren. Er fragt den Sultan ob Geschichten auf Treu und Glauben angenommen werden müssen. Lessing verwendet hier eine rhetorische Frage um zu verstärken, dass der Sultan eine Autoritätsperson für Nathan ist. Das heißt Nathan geht mit Vorsicht und Respekt auf die Problematik ein. Der Sultan hat große Macht und Nathan versucht ihn deswegen geschickt und respektvoll von seiner eigenen, weisen Meinung zu überzeugen. Fast jeder Satz ist eine rhetorische Frage. Nathan wartet die Antwort des Sultans nicht ab, sondern geht kontinuirlich in seinem Gedankengang weiter. Ich denke die rhetorischen Fragen werden eingesetzt, um den Sultan und den Leser zum Nach- bzw. Mitdenken anzuregen. Nathan argumentiert, dass man am ehesten dem eigenen Glauben glaubt. Damit meint er, dass man der Religion des Vaters und der Mutter niemals Zweifel entgegenbringen könnte, weil die eigenen Eltern solche Respektpersonen sind, dass man auch an ihnen nie zweifeln würde. Weder Nathan noch der Sultan würden ihren Vätern widersprechen und ich denke das trifft auch auf den Leser zu. Nathan fragt den Sultan, wie es möglich sei, dass er seinen „Vätern“ (er meint Vorfahren im Allgemeinen) weniger glaube, als der Sultan den Seinen. Nach dieser weisen Argumentation Nathans sieht der Sultan ein, dass Nathan Recht hat und er sagt, er müsse verstummen. Nathan erzählt nun seine Geschichte weiter. Er erzählt, dass die drei Söhne zu einem Richter gingen, um den Sohn, der im Recht ist ausfindig zu machen. In Vers 2009 spricht der Sultan: „Und nun, der Richter? –Mich verlangt zu hören, was du den Richter sagen lässest. Sprich!“. In dem Fall ist Nathan der Richter und Saladin die drei Söhne, da der Sultan von Nathan wissen will, welche die wahre Religion ist und die 3 Söhne den wahren Ring suchen. Der Richter spricht, dass die Söhne, wenn sie nicht den Vater herbeischaffen vom Stuhl gewiesen werden, da er nicht da ist um das Rätsel zu lösen. Die zweite Möglichkeit, die ihnen der Richter anbietet, wäre zu verharren bis der rechte Ring sich Kund tut. Doch dann fällt dem Richter die Kraft des Ringes ein, den Besitzer vor Gott und den Menschen beliebt zu machen. Der Richter fragte die 3 Söhne, welcher der Beliebteste sei, doch es kam keine Antwort der Söhne, woraus der Richter den Schluss zieht, dass alle drei Ringe nicht echt sind und der echte Ring verloren ging. Doch dann gibt ihnen der Richter noch einen Rat, welcher wie folgt lautet: „[...]Dass er euch alle drei geliebt, und gleich gliebt: indem er zwei nicht drücken mögen, um einen zu begünstigen. - Wohlan! Es eifre jeder seiner unbestehenden von Vorurteilen freien Liebe nach. Es strebe von euch jeder um die Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring an den Tag zu legen! Komm dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster Ergeben in Gott zu Hülf! [...]“. Nach dem Rat des Richters kann man erneut einen Vergleich ziehen. Es ist egal, welches nun der richtige Ring, ebenso welche die richtige Religion ist. Alle Gläubigen sollen an die Kraft, die ihnen ihre Religion und der Glaube an ihren Gott verleiht, glauben und somit kommt Sanftmut, herzliche Verträglichkeit, Wohltun und Innigste Ergebenheit in Gott bei ihnen zum Vorschein. Meiner Meinung nach sind Sanftmut, herzliche Verträglichkeit, Wohltun und Innigste Ergebenheit in Gott, die Tugenden, die jede Religion anstrebt, dass ihre Anhänger sie erhalten und ausleben. Wenn diese Tugenden erreicht sind, ist sowohl das Ziel des Rings, als auch das der Religionen erreicht. Im vorletzten Vers des Richters (2050) sagt er noch, dass er nicht weise genug sei um zu entscheiden, welcher der rechte Ring ist, jedoch vielleicht über tausend tausend Jahre ein weiserer Mann auf dem Richterstuhl säße, der fähig ist das Rätsel zu lösen. Dieser Satz ist wiederum auf die Religionen zu beziehen. Die Frage nach der rechten Religion wird wohl immer bestehen, jedoch ist bis jetzt noch kein Mann weise genug gewesen um dieses Rätsel zu lösen.
Als Nathan seine Geschichte beendet hat fragt er den Sultan, ob er meint dieser weisere Mann zu sein. Dieser jedoch stürzt auf Nathan zu, ergreift seine Hand, hält sie fest und erwidert: „Ich Staub? Ich Nichts? Oh Gott!“ Auf Nachfrage Nathans erklärt der Saladin dann, dass die „tausend tausend Jahre seines Richters“ noch nicht um seien und er betont, dass der Richterstuhl nicht der Seinige wäre. Er erlaubt Nathan zu gehen, möchte aber, dass Nathan sein Freund ist. Ich denke Nathan hat einen guten Weg gefunden den Sultan von seiner Weisheit zu überzeugen. Am Ende des Gesprächs bittet der Sultan förmlich, dass Nathan- der weise Nathan- sein Freund ist. Ich denke der Sultan erhofft sich noch mehr Profit von Nathans Weis- bzw. Klugheit. Als der Sultan nicht mehr von Nathan wissen will und ihm erlaubt zu gehen, trägt Nathan ihm noch die Bitte vor, ob der Sultan aufgrund des Krieges nicht ein bisschen von Nathans Geld benötige und so für Nathan verwahren könne. Der Sultan ist ganz verblüfft, weil er eigentlich Nathan um Geld bitten wollte. Am Ende als scheinbar alles geklärt ist, lenkt Nathan das Thema noch auf den jungen Tempelherr, dem der Sultan Saladin das Leben ließ. Nathan berichtet ihm, dass der Tempelherr seine Tochter Recha aus dem Feuer gerettet hat. Nathan geht nun den Tempelherrn holen, da Sittah, die Schwester des Sultans, den Tempelherr, der einem verstorbenen Bruder der beiden ähnelt, auch kennenlernen möchte. So endet nun der 7. Auftritt. Jedoch auch noch zu erwähnen wäre, dass Lessing Jerusalem als Schauplatz auswählte, weil Jerusalem ein Pilgerort und eine heilige Stadt für alle drei großen Religionen ist und somit Bezug auf seine Handlung nimmt. Für die Christen ist Jerusalem eine heilige Stätte, weil es der Ort der Leidensgeschichte Jesus von Jesus war. In Jerusalem befinden sich die Grabeskirche und die Via Dolorosa, zu der auch heute noch viele gläubige Christen pilgern. Ein wichtiges Heiligtum der Juden in Jerusalem ist die Klagemauer. Für die Muslime sind vor allem die beiden Bauten auf dem Tempelberg, der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee, von großer Bedeutung. Genau wie in Lessings dramatischem Gedicht sind drei Religionen auch heute noch vertreten. Der Tempelherr steht für die Christen, Nathan selbst und zu Anfang seine Tochter Recha stehen für die Juden und der Sultan Saladin mit seiner Schwester Sittah steht für die Muslime. Am Ende des Stückes stellt sich heraus, dass alle miteinander verwand sind und somit sind die drei Religionen, die der Sultan zu unterscheiden versuchte, alle miteinander verbunden, was Nathans Geschichte bestätigt. Es stellt sich heraus, dass Recha, die angenommene Tochter Nathans, eigentlich Christin ist und die Schwester des Tempelherrn. Der Sultan findet dann noch heraus, dass der Tempelherr und auch Recha sein und Sittahs Neffe und Nichte sind, da sie die Kinder des verstorbenen Bruders vom Sultan sind. Das Stück endet damit, dass alle wohl vereint sind und die Vertreter der drei Religionen sich in den Armen liegen und glücklich sind. Ich denke, dass dies die Aussage ist, die Lessing mit „Nathan der Weise“ erreichen wollte. Alle Religionen sollen friedlich und vereint miteinander leben und sich gegenseitig akzeptieren.